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Der Putsch im Niger wirkt bis Dornhan




Die Mitglieder des Dornhaner Vereins „Helfende Hände“ sorgen sich um die Menschen im Niger, dem ärmsten Land der Welt. Krieg in dem gebeutelten Staat könnte verheerende Auswirkungen haben. Schon jetzt kommen Hilfeleistungen nicht mehr durch.


Christa Heinzelmann hat den Niger besucht, sie sagt: „Man steigt aus dem Fahrzeug und man riecht die Armut.“ Müllgestank, Tiergerüche und Abgase aller Art verdicken die Luft. Auch wenn Wind weht, wird es nicht besser, berichtet Heinzelmann. Sie ist Projektleiterin des Dornhaner Vereins „Helfende Hände“, der seit vielen Jahren zahlreiche Initiativen der Organisation „Hosanna Institute du Sahel“(HIS) im Niger unterstützt.

Doch der Verein ist aktuell zur Untätigkeit verurteilt, Folge des Militärputsches im Niger gegen den Präsidenten Mohamed Bazoum. Eine längst vorbereitete Hilfslieferung muss warten. Einen ganzen Seecontainer wollten die Dornhaner gerade jetzt in den Niger schicken, darin sollte sich unter anderem ein kleiner Traktor aus einer Spende befinden. Ein Projekt des Vereins ist ein Behindertenzentrum, dort zusätzlich etwa Hirse und Gemüse anzubauen wäre ideal gewesen. Die Lieferung hätte außerdem wichtige Krankenhaus-Materialien enthalten. Doch die Reedereien winken ab, zu unklar die Lage, nicht kalkulierbar das Risiko.


Die Lebenserwartung beträgt 45 Jahre

Nicht einmal Geld lässt sich derzeit in den Niger schicken, die Banken haben die Verbindung wegen der politischen Situation gekappt. Das ist schlimm, weil der Verein „Helfende Hände“ gerade zum Beginn des neuen Schuljahrs im Oktober Kinder mit dem Nötigsten ausstatten will, um ihnen den Schulbesuch zu ermöglichen.

Der Niger ist eines der ärmsten Länder der Welt, das Pro-Kopf-Einkommen beträgt rund 440 Dollar im Jahr. Der Staat liegt in der afrikanischen Sahel-Zone zwischen Mali und dem Tschad. Zwei Drittel der Landesfläche sind Wüste, auf dem restlichen Drittel drängeln sich 25 Millionen Einwohner. Sehr junge Einwohner im Durchschnitt, die Lebenserwartung liegt bei rund 45 Jahren. „Wer hier krank wird, stirbt wahrscheinlich“, fasst Christa Heinzelmann die medizinische Versorgungslage zusammen.


Genug zu essen und sauberes Wasser – unvorstellbar

Und das ist nicht das einzige Problem im Niger. Wenn nicht wie in vielen Jahren der Regen ausfällt, spülen Überschwemmungen die Felder weg und vernichten das wenige, das in der kurzen Vegetationsperiode angebaut werden kann. „Ohne fremde Hilfe“, sagt Christa Heinzelmann, „können die Menschen nicht überleben.“

Wie groß die Armut ist, illustriert die Geschichte des 21-Jährigen, dem ein befreundeter Verein vor Jahren eine lebenswichtige Operation in Deutschland ermöglichte. „Während er hier war, hat der Junge fast die ganze Zeit geweint“, berichtet Heinzelmann. Nicht aus Heimweh oder wegen Schmerzen. „Er hat geglaubt, er sei schon tot und im Paradies“, sagt die Dornhanerin. „Dass es in der Realität genug zu essen gibt, Wasser, saubere Luft, ein Bett, das hat er sich nicht vorstellen können.“



Verein hofft auf einen größeren Traktor

Der Verein „Helfende Hände“ kämpft gegen die Armut an, unterstützt etwa ein Nähzentrum, in dem Frauen Textilbearbeitung erlernen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, eine Mutter-Kind-Klinik, einen Kinderfonds. Mitgegründet hatte den Verein einst Helmut Thellmann, der Vater von Christa Heinzelmann. Heute wird er von 22 Mitgliedern getragen. Krieg wäre verheerend in dem Land. Aber auch wenn die Situation aktuell schwierig ist, die Hoffnung gibt Christa Heinzelmann trotzdem nicht auf. Vielleicht spendet dem Verein ja sogar noch jemand einen größeren Traktor, bis wieder Lieferungen in den Niger möglich sind.

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